Die Einwohnerzahl von Czernowitz hatte sich innerhalb weniger Jahrzehnt verdreifacht. Die führte zu Diskussionen in der städtischen Verwaltung und in der Presse, wie das erhöhte Verkehrsaufkommen besser zu regulieren wäre. Auch ein Ausbau des Bahnhofs Volksgarten wurde in Betracht gezogen: "Wie sie aber heute ist, diese Station Volksgarten kann sie durchaus nicht weiter bestehen. Es muß etwas geschehen und es muß auch bald geschehen. Die Stadt ist gewachsen und dehnt sich in der Ebene gerade gegen die Station Volksgarten zu, aus. Mit dem Wachstum der Stadt ist auch der Verkehr gewachsen. Und seitdem die elektrische Straßenbahn zur Station Volksgarten fährt, geben die Züge aus dem Süden des Landes hier einen großen Teil ihrer Passagiere ab. Wäre für entsprechende Bequemlichkeit vorgesorgt, so würde dies die Personenfrequenz noch erheblich steigern und in weiterer Folge den Hauptbahnhof entlasten, auch in Bezug auf den Güterverkehr […]" („Im Moraste der Rückständigkeit. In: Bukowinaer Post, 22. August 1912, S.1f.). Die Erweiterung des Bahnhofsgeländes konnte jedoch nicht mehr realisiert werden.

Der Bahnhof blieb auch in der Zwischenkriegszeit in Betrieb. 1942 fuhren von hier aus die letzten Deportationszüge in die Lager Transnistrien. Die jüdischen Deportierten hatten ursprünglich Aufenthaltsgenehmigungen des Bürgermeisters Traian Popovici erhalten. Nach dessen Ablösung waren sie schutzlos und wurde im Juni 1942 deportiert. Unter den Deportierten befand sich auch die Lyrikerin Selma Merbaum (Meerbaum-Eisinger) und Familie (Mutter und Stiefvater).

 

Text Markus Winkler

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    Zerstörtes Bahnhofsgebäude 1917

    Zerstörtes Bahnhofsgebäude 1917
    heute: Chernivtsi-Pivdenna station