Zwischen 1915 und 1918 hielt er sich aufgrund der Kriegsereignisse und der Besetzung der Bukowina durch russische Verbände in Wien auf. 1917 veröffentlichte er im Löwit-Verlag (Wien, Berlin) die 60-seitige Publikation „Die Juden in der Bukowina“ – ein historischer Abriss über die Entwicklung der jüdischen Gemeinden in dieser Region. In Wien arbeitete er auch journalistisch für die „Neue Illustrierte Zeitung“, die „Jüdische Zeitung“ und für andere Zeitungen.

Nach seiner Rückkehr führte er in Czernowitz seine Anwaltskanzlei fort und setzte sich für jüdische Belange gegenüber der rumänischen Regierung ein. Er war Mitglied des Jüdischen Nationalrats der Bukowina (1918/19) und forderte, als sich die Frage nach der Unterrichtssprache für jüdische Schülerinnen und Schüler stellte, eine Hebräisierung der jüdischen Schulen, gleichzeitig aber auch eine ausreichende Übergangszeit. Zusammen mit Mayer Ebner und Joseph Bierer bildete er die jüdische Abordnung, die gemeinsam mit deutschen und ukrainischen Vertretern schriftlich ihre schulpolitischen Forderungen stellte und am 28. August 1922 mit dem rumänischen Ministerpräsidenten Ion Brătianu zusammentraf. Kurz darauf trat Kassner aus dem Redaktionsstab der „Ostjüdischen Zeitung“ aus, nachdem es mit Mayer Ebner in Fragen der Ausrichtung der jüdischen Politik in Rumänien zu Auseinandersetzungen gekommen war. 1929 gründete Kassner das Wochenblatt „Bukowinaer Volkszeitung“, das einen liberalen Standpunkt vertrat und die Politik der „Uniunea Evreilor Romani“ (UER, „Verband der rumänischen Juden“) unterstützte. Die Zeitung bestand bis 1936.

Nachdem am 28. Juni 1940 sowjetische Truppen in Czernowitz eingezogen waren, wurden innerhalb eines Jahres mehr als 3000 Juden nach Sibirien deportiert, darunter auch Salomon Kassner. Er starb 1941 oder 1942 im Gulag Komi.

Text: Markus Winkler

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    Anwaltskanzlei von Salomon Kassner

    Anwaltskanzlei von Salomon Kassner
    Ehemalige Musikvereinsgasse 7 (1. Stock), heute: Tschaikowski Str. 5. Foto: Markus Winkler (2017)