Johann von Mikulicz-Radecki besuchte zunächst eine Volksschule in Czernowitz und erhielt sehr früh Musikunterricht. Im Alter von acht Jahren zog er nach Prag um und ging dort drei Jahre lang auf die Piaristenvorschule und das Musikinstitut des renommierten Musikpädagogen und Komponisten Josef Proksch. Nach seiner Rückkehr besuchte er in der Czernowitz das k.k. I. Staatsgymnasium, weitere Stationen seiner Schullaufbahn waren das berühmte Theresianum in Wien, das Benediktiner-Gymnasium in Klagenfurt und das Obergymnasium in Hermannstadt. Seine Matura machte er in Czernowitz, 1869 ging er nach Wien, um Medizin zu studieren. Gleichzeitig besuchte er das Wiener Konservatorium. Nach einem erfolgreichen Abschluss des Studiums als Doktor der Medizin arbeitete er bei Prof. Theodor Billroth, einem der berühmtesten Professoren für Chirurgie in Wien.

1880 heiratete Johann von Mikulicz-Radecki Henriette Maria Franziska Pacher, die er während des Klavierunterrichts kennengelernt hatte und mit der er acht Kinder hatte. Sie trug zur Karriere ihres Mannes mit Lektoraten zahlreicher Publikationen von Mikulicz-Radecki bei.

Nach seinem Abschied vom Wiener Universitätsklinikum zog Johann von Mikulicz-Radecki nach Krakau um, wo er die Leitung des Chirurgie-Lehrstuhls übernahm. Er etablierte dort eine chirurgische Klinik. Da er aber keine Erlaubnis bekam, die Klinik zu vergrößern, verließ er Krakau und folgte für drei Jahre einem Ruf der Universität Königsberg. Seine letzte Arbeitsstation war Breslau, wo er eine der modernsten Kliniken für Chirurgie in Europa etablierte.

Zu den Arbeitsbereichen Mikulicz-Radeckis zählten Chirurgie, Orthopädie und Urologie. Er erfand zahlreiche medizinische Instrumente, führte mehrere neue Operationsmethoden ein, gestaltete die Operationssäle neu und erfand medizinische Geräte, die seinen Namen tragen und bis in die Gegenwart verwendet werden. Er erfand zum Beispiel die sogenannte Mikulicz-Klemme, die Mikulicz-Drainage, ein Gastroskop mit einem Beleuchtungssystem, die Paul-Mikulicz- oder Bloch-Mikulicz-Operation und die Krönlein-Mikulicz-Methode. Er verwendete erstmalig eine Mundmaske und Baumwollhandschuhe während der Operationen. Nach ihm ist das sogenannte Mikulicz-Syndrom benannt, das ein Symptom einer Systemerkrankung ist.

Johann von Mikulicz-Radecki starb in Breslau 1905 im Alter von 55 Jahren an einem Magenkarzinom. Seine Grabstätte befindet sich in Świebodzice (dt. Freiburg/Schlesien).

Text: Kateryna Stetsevych

Materialien:

  • Henriette von Mikulicz-Radecki, Erinnerungen an Wien, Krakau, Königsberg und Breslau. Bearb. u. mit einem Nachwort versehen v. Emanuel Turczynski (Veröffentl. D. Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund. Reihe B Nr. 36), Dortmund 1988, 226 S.
  • Orte

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    k.k. I. Staatsgymnasium (heute: Mihail Eminescu 1)

    k.k. I. Staatsgymnasium (heute: Mihail Eminescu 1)
    Zeitgenössische Postkarte. Quelle: Verlag Simon Gross (Czernowitz)