Man schätzt die damaligen Kosten auf etwa zwei Millionen Kronen. Die Kegelbahn und das Restaurant haben häufig auch Mitglieder des gegenüberliegenden Polnischen Hauses (DOm Polski) genutzt. Aber auch andere ethnische Gruppen nutzten die Räume für ihre Veranstaltungen.

Das kulturelle Zentrum der Bukowinadeutschen war lange Zeit das deutsche Haus. Das erste Deutsche Haus wurde im Jahr 1899 in der Siebenbürgerstraße 40 gekauft. Zuvor hatte der im Jahr 1897 gegründete Verein „Verein der christlichen Deutschen“ seine Unterkunft aus Platzgründen mehrere Male gewechselt. Die Zahl der Vereinsmitglieder stieg stetig an und so zog der Verein in immer größere Räumlichkeiten, von der Neuen-Welt-Gasse 10 (heute Schewtschenkostr.) über den Franz Joseph Platz 4 (heute Kathedralplatz) in die Herrengasse 19 (heute Olga-Kobyljanska-Straße). Um die ständigen Umzüge zu beenden, wurde die Idee des eigenen Deutschen Hauses geboren. Der 1910 errichtete Gebäude war eines der letzten in Czernowitz entstandenen Nationalhäuser - nach dem Ukrainischen Volkshaus (1887), dem Rumänischen Nationalhaus (um 1900), dem Dom Polski (1905) und dem Jüdischen Haus (1908). 1913 folgte noch die Jüdische Toynbee-Halle

Im Jahr 1940 verließen viele Deutsche Czernowitz und siedelten sich in Deutschland an. Der Grund dafür war die Umsiedelungsaktion „Heim ins Reich“, ein Bestandteil des Grenz- und Freundschaftsvertrages zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Außenminister Ribbentrop unterzeichnete den Vertag auf deutscher und Molotow auf sowjetischer Seite.

In der sowjetischen Zeit hatte das deutsche Haus seine Funktion verloren und es trug auch nicht mehr die Bezeichnung „Deutsches Haus“. Man machte daraus ein Wohnheim für Studenten und Lehrpersonal der medizinischen Fakultät. Später entstanden hier Privatwohnungen und die Räume, die nicht als Wohnraum nutzbar waren, wurden anderweitig verwendet. Im Festsaal eröffnete man zum Beispiel ein Kino namens „kino theater ukraina“. Zusätzlich wurde in einem weiteren Raum ein Kinderkino eingerichtet. Die Generationen, die in der Sowjetunion aufgewachsen sind, können kaum noch Deutsch. Deren einzige Motivation zum Deutsch lernen war die Ausreise nach Deutschland. Gab es jedoch bürokratische oder weitere Gründe, die dieses Unterfangen nicht möglich machten, entfiel diese Motivation für sie.

1991 erhielten in Czernowitz alle Nationalitäten von der Stadt Räume in ihren ursprünglichen Häusern. Sie können diese kostenlos nutzen und bezahlen nur die anfallenden Nebenkosten.

In den Jahren 2000 bis 2010 war die Aufgabe des Hauses, die Bewohner mit deutschen Wurzeln zu unterstützen und ihnen die Furcht zu nehmen, sich zu ihren deutschen Wurzeln zu bekennen. Die heutige Rolle des Deutschen Hauses ist allen Nationalitäten die Räume für Veranstaltungen wie beispielsweise Theateraufführungen, Konzerte und andere Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, wie auch der gegenwärtige Leiter und Honorarkonsul der Bundersrepublik Deutschland, Alexander Schlamp, in einem Gespräch betont. Zudem können das Deutsche Haus und seine Mitglieder eine Brücke zwischen der Ukraine und Deutschland bilden. An diesem Ort kann man Verständnis für beide Nationalitäten und Länder finden. So kann auch auf politischer und wirtschaftlicher Ebene vermittelt werden.

Das heutige Angebot des Deutschen Hauses setzt sich aus einem Sprachangebot und vielen Veranstaltungen zusammen. Es gibt fünf Sprachkurse, die man besuchen kann. Ein Kurs ist für Kinder, der zweite für Jugendliche und drei für Erwachsene. Diese Sprachkurse bewegen sich auf den Sprachniveaus von A1-B1. Das Deutsche Haus arbeitet im Bereich Sprachvermittlung eng mit dem Goethe-Institut zusammen. Teilnehmer mit deutschen Wurzeln können den Kurs kostenlos besuchen.

Eine der größten Veranstaltungen des Deutschen Hauses ist das Festival der deutschen Kultur. Außerdem veranstaltet es auch ein internationales Theaterfestival für Jugendliche und unterstützt die Jugendtheatergruppe Bukowina Phoenix. Viele Veranstaltungen finden aus Platzgründen auch außerhalb des Deutschen Hauses statt.

Text: Veronika Hilbertova

Link: www.facebook.com/DeutschesHausCzernowitz

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    Foto: Veronika Hilbertova (2017)