Das Postamt liegt in der Straße Poštova, einer der ältesten Straßen der Stadt. Sie hieß ursprünglich Mehlgasse, die nach dem Bau des Hauptpostamtes in Postgasse umbenannt wurde. In der Zwischenkriegszeit hieß sie Bukarester Straße, anschließend erhielt sie wieder den Namen Postgasse und wurde 1969 nach dem russischen Revolutionär Chudjakov benannt. Im Zuge der sogenannten De-Kommunisierungsgesetze in der Ukraine 2014-2016 erhielt die Straße wieder ihren Namen aus der österreichischen Zeit. Die vul. Poštova gehört zu den wenigen Straßen in Czernowitz, in der Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, wie z.B. das Gebäude der Bukowiner Börse, die 1877 eröffnet worden war.

Die Geschichte des Postwesens in Czernowitz beginnt mit dem Anschluss der Bukowina an Österreich-Ungarn 1774/75, mit der Erschließung dieser neuen Region und dem langsamen Aufbau der nötigen Infrastruktur. Der Leiter der Militäradministration, General Gabriel Freiherr Splény von Miháldy, schlug bereits 1774 vor, eine Poststation zwischen der Bukowina und Siebenbürgen zu errichten. Bis dahin gab es Postdienste nur für Staatsbeamte bzw. Verwaltungen. Die erste Poststation in der Bukowina wurde 1782 in Czernowitz eröffnet (Czernowitzer Allgemeine Zeitung, 23. Januar 1907, S. 3), doch hielt sich der Postverkehr noch in Grenzen. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts waren in der Region nur drei Orte postalisch mit Czernowitz verbunden: Snjatyn und Zališčyky in Galizien sowie Seret in der Bukowina. 1787 wurde die Strecke Czernowitz-Jassy eingerichtet. Die erste Briefverbindung mit Lemberg wurde 1819 in Betrieb genommen. Das Versenden der Post erfolgte zunächst nur über Kuriere und ab den 1830er-Jahren mit Postkutschen. Für das Versenden von Briefen und Paketen galt eine Gebührenordnung, die von der Regierung immer wieder angepasst wurde.

Das Postwesen entwickelte sich ziemlich schnell in der Bukowina und avancierte zu einem der wichtigsten Modernisierungsfaktoren im 19. Jahrhundert. 1854 wurde in Czernowitz die optische und 1863 die elektrische Telegraphie eingeführt, was die Kommunikationswege erheblich beschleunigte. Am 1. September 1866 kam in Czernowitz der erste Zug mit einem Postwagen am Hauptbahnhof an (Marija Nykyrsa, Černivci. Dokumetalʾni narysy z istoriï vulycʾ i plošč. Černivci 2008. S. 219).

Die „Czernowitzer Presse“ berichtete, dass 1887 das Post- und Telegraphenamt in Czernowitz 2.800.000 portopflichtige Briefpostsendungen, 131.000 Fahrtpostsendungen mit einer Gesamteinnahme in Höhe von 85.365 Forint beförderte. Im Jahre 1887 wurden „37 Staats- und 1158 Diensttelegramme, ferner 27.671 gebührenpflichtige interne und 5.232 internationale, im Ganzen 34.098 Telegramme befördert.“ (Czernowitzer Presse, 15. Juni 1889, S. 2). Seit 1884 existierte in der Stadt ein Telefonnetz. Im Jahr 1887 gab es 107 Telefonstationen und 77.148 telefonische Verbindungen wurden hergestellt (ebd.).

Text: Kateryna Stetsevych

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    Foto: Markus Winkler (2016)