1967 unternahm er einen zweiten Versuch und studierte wiederum am Medizinischen Institut. Parallel dazu beschäftigte er sich intensiv mit der Musik. Er spielte im Orchester für Volksinstrumente „Trembita“ und war Mitglied des Ensembles „Karpaty“. 1968 verfasste er seine zwei bekanntesten Lieder „Červona ruta“ (die rote Raute) und „Vodohraj“ (Wasserfall). 1971 gewann das Lied „Červona ruta“ im allsowjetischen Liederwettbewerb „Pisnja-71“ (Lied-71) den Hauptpreis. Es wurde von Ivasjuk gemeinsam mit den beiden aus der Bukowina stammenden Sängern Nazarij Jaremčuk (1951-1995) und Vasylʾ Zinkevyč (*1945) vorgetragen. 1971 kam der erste Musikfilm mit Liedern von Ivasjuk heraus.

1972 zog Ivasjuk nach Lviv (Lemberg) um. Er setzte sein Studium fort und promovierte anschließend am Medizinischen Institut. Parallel zu seiner Tätigkeit als Mediziner studierte er am Lviver Konservatorium Komposition und Musiktheorie. In seiner Lviver Zeit komponierte er nicht nur Lieder, die u.a. von der bekannten ukrainischen Schlagersängerin Sofija Rotaru interpretiert wurden, sondern auch Musik für Theaterstücke. In den 1970er-Jahren erlebte er den Höhepunkt seiner Karriere. Seine Lieder gewannen mehrere Preise bei Musikwettbewerben in der Sowjetunion und war in der Bevölkerung sehr populär.

Sein Tod gibt bis heute Rätsel auf. Am 24. April 1979 (nach anderen Angaben am 27. April) erhielt er einen Anruf und verließ sein Haus in Lviv. Am 18. Mai fand man in der Nähe von Lviv im Brjuhovycʾkyj Wald seinen Leichnam an einem Baum (auf dem Territorium einer sowjetischen Militärbasis). Die offizielle Version der damaligen sowjetischen Behörden lautete Selbstmord aufgrund seines labilen psychischen Zustandes (Ivasjuk musste sich einige Zeit in der Psychiatrie behandeln lassen). Seine Verwandten waren jedoch davon überzeugt, dass Ivasjuk ermordet worden sei. Am 22. Mai 1979 wurde er auf dem Lyčakivsʾkyj Friedhof in Lviv bestattet. Der Beerdigung wohnte eine große Menschenmenge bei, obwohl nach Aussagen von Augenzeugen die sowjetischen Behörden dies zu verhindert versuchen, da sie einen Aufstand befürchteten. Bis heute sind die Umstände rund um seinen Tod nicht geklärt, da sich seine Akte in einem Moskauer Archiv unter Verschluss befindet.

Am 12. Juni 2014 wurde der Fall Ivasjuk von der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft wieder aufgerollt, jedoch ohne klare Ergebnisse. Der damalige Generalstaatsanwalt des Lviver Gebietes Roman Fedyk beschuldigte im Februar 2015 in einer öffentlichen Erklärung den sowjetischen Geheimdienst KGB am Tod Ivasjuks Schuld zu sein.

Ivasjuks Schaffen wirkt bis in die Gegenwart hinein. Seine Lieder gehören zum Kanon ukrainischer Musik, nach ihm wurden Straßen, Musikeinrichtungen und Festivals benannt. Das bekannteste darunter ist das Festival „Červona ruta“, das zum ersten Mal 1989 in Czernowitz stattfand.

Im Wohnhaus seiner Familie in Czernowitz ist heute ein Museum zum Leben und Wirken von Volodymyr Ivasjuk untergebracht (Ecke Mayakovs'koho St 40 / Shevchenka St 67).

Text: Kateryna Stetsevych

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    Wohnhaus von Volodymyr Ivasiuk (heute Museum)

    Wohnhaus von Volodymyr Ivasiuk (heute Museum)
    Ecke Mayakovs'koho St 40 / Shevchenka St 67. Foto: Markus Winkler (2017)