Nach der Einnahme der Stadt durch rumänische und deutsche Truppen im Juli 1941 wurde im Oktober ein Ghetto für die jüdischen Bewohner errichtet, in das auch Daghani und seine Frau umziehen mussten. Im Sommer 1942 wurde er in die Arbeitslager nach Transnistrien – zunächst nach Ladyžyn und später nach Myhajlivka – deportiert, wo er Straßenarbeiten verrichten musste. In Myhajlivka wurde er als Zwangsarbeiter dem deutschen Unternehmen Dohrmann KG zugeteilt, die eine Durchgangsstraße nach Galizien baute. Daghani, der sich bereits in Bukarest künstlerisch betätigte, gelang es in dieser Zeit mit einem Bleistift Skizzen über das Leben, die Zwangsarbeit und die Lagerinsassen anzufertigen, so dass ein eindrucksvolles Zeitdokument über die transnistrischen Lager entstand. Daghani notierte auch sämtliche Namen der Opfer und der Täter des Lagers. Seine Aufzeichnungen beginnen am 18. August 1942 mit der Deportation einer Gruppe der Juden in das Arbeitslager Myhajlivka. Daghani verfasste u.a. auch eine Skizze der jungen deutschsprachigen Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger, die im Lager Myhajlivka an Typhus gestorben war. Die Zeichnungen fasste er später in einem Tagebuch zusammen und gab sie 1947 in Bukarest unter dem Titel „Groapa este în livada de visini“ (dt. Das Grab ist im Weichselgarten) heraus.

Im Juli 1943, einige Monate vor der Liquidierung des Lagers, gelang es Daghani und seiner Frau aus Myhajlivka zu fliehen und das Ghetto in Beršadʾ zu erreichen. Am 31. Dezember 1943 wurden sie mit Hilfe des Roten Kreuzes nach Tiraspol und von dort im März 1944 nach Bukarest repatriiert. Die erste Ausstellung mit Daghanis Zeichnungen und Skizzen aus den Todeslagern Transnistriens wurde 1958 in Bukarest gezeigt.

1958 reisten Arnold Daghani und seine Frau Anișoara nach Israel aus. Dort erschien 1960 die deutsche Version der Tagebücher Daghanis unter dem Titel „Lasst mich leben!“. Daraufhin wurde ein Prozess in Ludwigsburg eröffnet, der den Tod von 25.000 jüdischen Zwangsarbeitern, die im Straßenbau in Transnistrien umgekommen waren, untersuchte. Die Ermittlungen wurden jedoch aus Mangel an glaubwürdigen Zeugenaussagen 1974 eingestellt.

In Israel konnten die Daghanis nicht Fuß fassen und sie ließen sich nach Stationen in Frankreich (Vence, 1960-1970) und der Schweiz (Jona, bis 1977) in England (Hove) nieder. Daghani fertigte zeitlebens zahlreiche Graphiken und Skizzen an, in denen er die Lebenswelten seiner geographischen Umgebung verarbeitete. Er starb am 6. April 1985 in Hove. Seine Zeichnungen, Skizzen und Tagebücher befinden sich in der Arnold Daghani Collection an der University of Sussex, in Yad Vashem und im Staatlichen Museum Bukarest.

Text: Kateryna Stetsevych

Materialien:

  • Monica Bohm-Duchen: Arnold Daghani. London 1987
  • Mollie Brandl-Bowen and Felix Rieper (Hg.): Lasst mich Leben! Stationen im Leben des Künstlers Arnold Daghani. Springe 2002
  • Helmut Braun and Deborah Schultz (Hg.): Verfolgt-Gezeichnet: Der Maler Arnold Daghani. Springe 2006
  • Deborah Schultz: ‘Crossing Borders: Migration, Memory and the Artist’s Book’ in Maruška Svašek (ed.), Moving Subjects, Moving Objects: Migrant Art, Artefacts and Emotional Agency. Oxford 2010
  • Deborah Schultz and Edward Timms (eds): Arnold Daghani’s Memories of Mikhailowka: The Illustrated Diary of a Slave Labour Camp Survivor. London 2009
  • Deborah Schultz and Chana Moshenska: ‘Three-dimensional learning: exploring emotional responses to learning and interacting with artefacts’. In: Linden West and Emma Stewart (eds), The emotional dimensions of learning and researching lives: a neglected species? Canterbury 2008 http://www.canterbury.ac.uk/education/cisdp/conferences/esrea/abstracts-and-papers.aspx
  • Orte

    Orte

    Gedenktafel für das Ghetto von Czernowitz (1941)

    Gedenktafel für das Ghetto von Czernowitz (1941)
    ehemaliger Türkischer Platz (heute: Marienplatz). Foto: Markus Winkler (2017)

    Gedenktafel am Eingang des ehemaligen Ghettos (1941)

    Gedenktafel am Eingang des ehemaligen Ghettos (1941)
    Jurij Gagarin Str. 10 (ehemalige Springbrunnengasse / Ecke Synagogengasse). Foto: Markus Winkler (2017)