1870 kehrte Tomaszczuk nach Czernowitz zurück. Rhetorisch talentiert fand er schnell Zugang zu politischen Kreisen der Stadt. Hier war er nicht nur als Jurist tätig, sondern er entfaltete eine rege politische Tätigkeit. 1871 wurde er Mitglied der Grundlasten-Regulierungs- und Ablösungs-Landeskomitees. Tomaszczuk trat 1871 der deutsch-liberalen Partei bei, die verfassungstreu war, jedoch auch für die Autonomie der Kronländer eintrat. Er war Mitglied des Landtags, wurde 1871 in den österreichischen Reichsrat gewählt und war Mitglied im Verfassungs- und Finanzausschuss. 1872 wurde er in den Czernowitzer Gemeinderat gewählt. Die Czernowitzer Presse erteilte in einem Artikel aus dem Jahr 1888 Empfehlungen für Tomaszczuks erneute Gemeinderatswahl, da „dessen Namensnennung allein genügt, um jeden Czernowitzer Wähler mit Begeisterung zu veranlassen, ihm seine Stimme zu geben“ (Czernowitzer Presse, 15. Oktober 1888, S. 3).

Constantin Tomaszczuk erklärte die Errichtung einer deutschsprachigen Universität in Czernowitz zu seiner Lebensaufgabe. Während seiner Tätigkeit beim Fiskalamt wurde ihm bewusst, dass die klerikale Bildung eine wissenschaftliche Grundlage in Form von theologischen Fakultäten benötigte. Am 23. November 1871 reichte Tomaszczuk beim Landtag einen Antrag auf die Errichtung einer Universität in Czernowitz ein. Bereits bei der nächsten Sitzung am 28. November 1871 wurde er eingeladen, die Gründe und den Bedarf einer Universität zu erörtern. Danach wurde der Antrag an die Regierung in Wien gestellt, jedoch blieb er eine längere Zeit, auch nach Petitionen der Stadt Suczawa und der Handels- und Gewerbekammer aus Czernowitz, ohne Antwort. Am 7. März 1872 sprach Tomaszczuk im Reichsrat vor dem Ministerpräsidenten und dem Unterrichtsminister und forderte die Gründung einer Hochschule sowie Mittelschulen für Mädchen in der Bukowina. Dem Antrag wurde am 7. Dezember 1874 vom Reichsrat stattgegeben. Am 4. Oktober 1875 wurde die Czernowitzer k. und k. Franz-Josephs-Universität mit drei Fakultäten – Theologie, Jura und Philosophie – feierlich eröffnet. Tomaszczuk, der jegliche Nationalismen und Antisemitismus ablehnte, erreichte auch die Einführung von zwei zusätzlichen Lehrkanzeln an der Universität – für die rumänische und für die ruthenische Sprache. Constantin Tomaszczuk wurde zum ersten Rektor der Universität gewählt und war Professor für Zivilprozessordnung, Handels- und Wechselrecht und für Rechtsphilosophie. Zwischen 1875 und 1889 leitete er die Staatsprüfungskommission für Rechtsgeschichte.

Die Stadt Czernowitz verlieh ihm einen Ehrenbürgertitel für seine Verdienste. 1888 erkrankte Tomaszczuk an Lungenkrebs. Nur einige Tage vor der geplanten Operation verstarb er am 19. Dezember 1889 in Wien und wurde auf dem Zentralfriedhof beigesetzt (seine Grabstätte ist mittlerweile eingeebnet worden). 1992 wurde in Wien eine Gedenktafel für Tomaszczuk enthüllt (1090 Wien, Pelikangasse 10/Ecke Mariannengasse 14,

1890 übergab die Witwe von Tomaszczuk seinen Nachlass und seine Privatbibliothek an die Universitätsbibliothek der Stadt Czernowitz. Nach ihrem Wunsch wird der Nachlass in der "Bibliotheca Tomaszczuk" (ukr.) – einer gesonderten Sammlung – aufbewahrt. Von der ursprünglich 2249 Büchern sind heute noch 1952 Bücher in der Sammlung vorhanden. Im Oktober 1897 errichtete die Czernowitzer Stadtverwaltung im Volkgarten ein Ehrendenkmal für Tomasczuk. Das Denkmal wurde 1944 von den sowjetischen Machthabern zerstört und es blieb nur ein dreistufiger Sockel unbeschadet zurück. Am 3. Oktober 2015 wurde ein neues Denkmal für Constantin Tomaszczuk auf dem alten Podest im Volksgarten eingeweiht.

 

Text: Kateryna Stetsevych

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    Universität Czernowitz (Gründungsgebäude)

    Universität Czernowitz (Gründungsgebäude)
    Universytets'ka St, 28. Foto: Markus Winkler (2017)

    Restauriertes Tomaszczuk-Denkmal (ehemaliger Volksgarten)

    Restauriertes Tomaszczuk-Denkmal (ehemaliger Volksgarten)
    Foto: Markus Winkler (2016)