Die zeitgenössische lokale Presse feierte die Einweihungsfeier 1897 hymnisch: „Das Tomaszczuk-Denkmal ist enthüllt. Nun prangt es hinaus in glänzender künstlerischer Schönheit, das sinnende Denkerhaupt nach dem Westen gerichtet, dessen geistig Schätze seiner Heimat zu erschließen den Grund zur Größe des berühmten Sohnes der Bukowina legte“ (Bukowinaer Rundschau, 19. Oktober 1897, S. 1). Die Ausrichtung nach Westen war in der habsburgischen Bukowina ein häufiges Motiv in den Diskursen. Der Blick ging stets nach Wien, wenn politische, kulturelle oder gesellschaftliche Fragen verhandelt wurden. Die westlichen Strömungen sollten sich auch in der Bukowina niederschlagen und für diese Entwicklung stand Constantin Tomaszczuk aus Sicht seiner Zeitgenossen stellvertretend als herausragende Persönlichkeit, insbesondere was seine Rolle in der Gründungsgeschichte der Universität betraf. Das Denkmal im Volksgarten verkündete daher auch „den neuen Geist, der Einkehr im Lande“ zu Lebzeiten Tomaszczuks gehalten hatte, und so fanden sich auch die Vertreter aller politischen Richtungen, aller Nationalitäten und Confessionen, alle Stände in seltener Eintracht zusammen, um die Enthüllungsfeier des Tomaszczukdenkmals zu begehen“. Dass jedoch um die Jahrhundertwende die nationalen Bewegungen auch in der Bukowina an Fahrt aufnahmen, zeigte sich nach Aussage der Presse an den Reden der Trauergäste, die „angesichts der heutigen Zeitströmung [nicht] den Muth fand, auf die Toleranz hervorzuheben, die den hervorstechendsten Charakterzug des großen Toten bildete“. Auch die Gestaltung der Büste wurde besprochen, die „eine sehr geringe Ähnlichkeit zum Verblichenen“ aufweise, aber es sei wichtiger, dass „dereinst unsere Nachkommen sich im Standbild den wirklichen Tomaszczuk denken, wenn nur Tomaszczuk in ihrem Gedächtnis lebt.“

Text: Markus Winkler

  • Orte

    Orte

    Restauriertes Tomaszczuk-Denkmal (Rekonstruktion durch Volodymyr Zisaryk)

    Restauriertes Tomaszczuk-Denkmal (Rekonstruktion durch Volodymyr Zisaryk)
    Foto: Markus Winkler (2016)